Im Juli wurde bekannt: Europaweit haben viele Hypertoniker nichts ahnend blutdrucksenkende Valsartan-Präparate eingenommen, die mit den potentiell krebserregenden Substanzen N-Nitrosodime-thylamin (NDMA) und N-Nitrosodiethylamin (NDEA) verunreinigt waren – und das womöglich bereits über Jahre. Inzwischen wurden zwar die Zertifikate der betroffenen chinesischen Hersteller ausgesetzt und die belasteten Chargen vorsorglich vom Markt genommen – zurück bleiben jedoch Millionen alarmierter Blutdruck-Patienten, die sich berechtigterweise Aufklärung und Unterstützung wünschen.
Entlastung für Arzt, Apotheker und Krankenkasse
In deutschen Hausarztpraxen werden ca. 60% aller Patienten wegen eines erhöhten Blutdrucks behandelt – insgesamt etwa 30 Millionen Menschen. Zwar sind von dem Valsartan-Skandal Schätzungen zufolge „nur“ rund 900 000 Hypertoniker direkt betroffen, aber der Beratungsbedarf ist dennoch enorm. Neben den Ärzten, Apotheken und Krankenkassen sind für verunsicherte Patienten auch die telefonischen Beratungsangebote von 4sigma eine wichtige Anlaufstelle – das zeigen die zahlreichen Anfragen, die in den letzten Wochen täglich in unserem CareCenter eingingen. Unser Berater-Team wurde zeitnah nach Bekanntwerden der Rückrufwelle intensiv geschult, um Versicherte und Programmteilnehmer z. B. bei folgenden Fragestellungen verlässlich und kompetent beraten zu können:
- Welche Hersteller und welche Medikamentenchargen valsartanhaltiger Präparate sind von dem Rückruf betroffen und vom Verkauf gesperrt?
- Wie erkenne ich auf meiner eigenen Medikamentenpackung zuhause, ob auch ich betroffen bin?
- Wenn ja: Wie verhalte ich mich richtig und an wen wende ich mich?
- Welche Produkte sind nach aktuellem Stand dagegen „sauber“ und damit bedenkenlos?
- Wenn ich ein alternatives Medikament benötige: Wer übernimmt die Kosten dafür?
- Wie konnten die Verunreinigungen überhaupt in das Valsartan gelangen?
- Wie schätzen Experten nun das mögliche Gefährdungspotential der Verunreinigung ein? Habe ich jetzt ein höheres Risiko, an Krebs zu erkranken? Und wenn ja, welche Krebserkrankungen wären zu erwarten?
Klarheit statt Panikmache
Die Angst vor Nebenwirkungen ist bekanntlich eine wichtige Hürde bei der Medikamenten-Compliance. Ein Arzneimittel-Skandal wie der vorliegende erhöht zwangsläufig die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten wichtige Medikamente aus Sorge um die Gesundheit von heute auf morgen einfach nicht mehr einnehmen. Aufklärung ist dann eine wichtige Gegenstrategie, um Patienten Sicherheit zu geben und ihnen einen konstruktiven Umgang mit der Situation zu ermöglichen. Wir wiegeln in unserer Beratung Bedenken nicht einfach ab, sondern geben den aktuellen Informationstand und die Empfehlungen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) weiter. Die Liste der betroffenen Chargen ruft die 4sigma über die Webseiten der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) und der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. (ABDA) ab.
Direkte Entwarnung oder konkrete Handlungsempfehlung
Die wichtigste Botschaft, die wir in unseren Beratungsgesprächen besorgten Patienten vermitteln: "Setzen Sie Ihren valsartanhaltigen Blutdrucksenker keinesfalls auf eigene Faust ab." Denn laut Expertenmeinung ist das dadurch bedingte Gesundheitsrisiko um ein Vielfaches höher als die Gefahr, die von der möglichen Kontamination ausgeht. Im Bestfall können unsere Experten den Anrufer nach dem Arzneimittelcheck unmittelbar entwarnen. Gehört das verordnete Medikament zu den zurückgerufenen Präparaten, empfehlen wir, sich baldmöglichst an den behandelnden Arzt zu wenden, ohne bis dahin die Einnahme zu unterbrechen. Gemeinsam mit ihrem Arzt können betroffene Patienten alternative Therapieoptionen besprechen und ihre Medikation auf andere Präparate bzw. Wirkstoffe umstellen.
Für die Beratung betroffener Patienten stellt die 4sigma verschiedene Kommunikationskanäle zur Verfügung:
▶ 24/7-Gesundheitshotline:
On Demand-Beratung bei medizinischen Akut-Fragen – sofort und rund um die Uhr
▶ Betreuungsprogramm zur Arzneimittel-Therapiesicherheit:
Längerfristige Schulung und Begleitung von Menschen mit chronischen Erkrankungen, medikamentöser Langzeittherapie und Polymedikation/Multimorbidität